Die Verformung von Ereignissen in der Rückschau. Wenige, klare Elemente, die immer wieder hervorgeholt, gedreht, gewendet und neu betrachtet werden. Einfache, mechanische Wiederholung gibt es dabei jedoch zu keinem Zeitpunkt. Es vollzieht sich vielmehr eine fortwährende Neudeutung der Ereignisse. Sie erscheinen in immer neuem Kontext und neuem Licht, gespeist von der fehlenden Sicherheit darüber, wie etwas genau war, als man es zuerst wahrnahm. Ganze Teile oder nur einzelne Elemente erscheinen plötzlich wie umbewertet, aus dem Zusammenhang gekippt oder ihrer ursprünglichen Dynamik beraubt. Ereignisse können an Prägnanz verlieren, sich verwischen, oder Aspekte daraus werden plötzlich anders oder über Gebühr fokussiert und in den Vordergrund gerückt. Dies betrifft sowohl die deutlichen, offenkundig wahrnehmbaren Veränderungen einzelner Objekte oder Situationen, deren Wandel physisch sehr präsent und unmittelbar ist, als auch die eher unterschwelligen, strukturellen Verwandtschaften. Diese strukturellen Verwandtschaften sind mehr global und der Unmittelbarkeit entzogen wirksam, beeinflussen dafür aber tiefgreifender die Stimmungslage innerhalb der einzelnen Stadien.
Arnulf Herrmann.